Der Münchner Knödel-Krieg

Der Pasinger Knödelschütz
Seinerzeit, das heisst im Jahr 1967, war er der weltweit wohl berühmteste
Münchner.
Die Rede ist von Helmut Winter, besser bekannt als der Knödelschütz
von Pasing. Er trotzte der deutschen Luftwaffe und den Amerikanern
in einem Luftkrieg der ganz besonders humorigen Art. Aber lest
selbst...
Geboren 1919 in Schwabing zog Helmut Winter 1965 nach Pasing. Rund
um sein Haus war Ruhe, die ideale Lage für das Atelier des Werbegrafikers.
Doch diese Idylle wurde eines Tages mit einem Knall zerstört:
Helmut Winter machte gerade die letzten Striche an einer Zeichnung,
da zitterten mit einem Schlag die Fenster und ein voller Tuschetrichter
ergoss sich über das Werk, an dem er zwei Wochen hart gearbeitet
hatte.
Starfighter vom Fliegerhorst Fürstenfeldbruck oder aus Manching
hatten gerade einmal wieder auf dem Flug über Pasing die Schallmauer
durchbrochen.
Obwohl dieser Vorfall nicht der erste war, reichte es Winter endgültig:
Um seinem Ärger Ausdruck zu verleihen, gab er am 3. Februar 1967
in der Münchner Abendzeitung folgende Annonce auf: Flugabwehrgeschütz
mit ausreichender Munition gesucht zur Wiederherstellung der Ruhe
und Ordnung im westlichen Luftraum Münchens, Zuschriften unter
1/3469 Z. Damit war die Angelegenheit für Helmut Winter
eigentlich erledigt er hatte seine Meinung kundgetan, wohl
wissend, dass der Text einigen Wirbel heraufbeschwören würde.
Doch ein aufmerksamer Redakteur des Spiegel hatte das Inserat gelesen
und in der Rubrik "Hohlspiegel" abgedruckt. Da der Spiegel
in der halben Welt gelesen wird, verbreitete sich die Geschichte von
dem Inserat schnell auch in Amerika und England. Schon in der folgenden
Nacht läutete es nachts um 23 Uhr bei den Winters in Pasing.
Ein Korrespondent einer englischen Presseagentur, der für die
BBC arbeitete, wollte alles über den bevorstehenden Abschuss
der Düsenjäger wissen.
Die amerikanische Presse rückte am folgenden Sonntag gleich mit
einem Filmteam im Garten von Winter an. Das Telefon stand nicht mehr
still und immer mehr Korrespondenten aus der halben Welt meldeten
sich und wollten wissen:
"Wann schiessen Sie denn endlich?"
Winter geriet nun in eine missliche Situation: Er hatte ja nie wirklich
vorgehabt, zu schiessen. Aber alle erwarteten es jetzt von ihm.
Da hatte er eine Idee. Ein Schreiner bekam von ihm den Auftrag, eine
Wurfschleuder zu bauen. Als Vorbild diente dem Grafiker die Darstellung
einer Steinschleuder von Leonardo da Vinci.
Munition vom Dackel gefressen
Jetzt musste die Munition geklärt werden. Es sollte symbolisch
sein und auch typisch. Winter wollte schliesslich niemanden schädigen
sondern nur ein gutes Klima für Verhandlungen schaffen. Die zündende
Idee kam beim Mittagessen mit Schweinebraten und Knödel. Echte
bayerische Kartoffel- Knödel, die haben die richtige Grösse
sie würden zerplatzen, ohne Schaden anzurichten. Die Menschen
würden sich biegen vor Lachen. Nur wenige Tage später fand
im Garten der Winters der erste Presseempfang statt. Ein amerikanisches
Filmteam wollte die Abschussszene drehen.
Während Helmut Winter im Garten das Geschütz gefechtsbereit
machte, kochte seine Frau in der Küche die Munition. Doch der
Abschuss war gar nicht so leicht: Einmal frass Dackel Bazi den Knödel,
ein anderes Mal versprach sich der Kommentator. Erst als der allerletzte
Film eingelegt war, klappte die Szene. In den nächsten Tagen
kamen immer mehr Korrespondenten und Filmteams, um Helmut Winter bei
seiner Aktion auf Film zu bannen. Das Telefon stand nicht mehr still
und der Werbegrafiker hatte den ganzen Tag Besuch. Am 25. Februar
1967 drehte ein englisches Fernsehteam für "Visnews"
die Knödelgeschichte und der Beitrag wurde in Nachrichten in
72 Ländern der Welt ausgestrahlt.
Der grosse Knödelkrieg
Die Dirigible Society of America in New York war so von
der Aktion des Bayern angetan, dass sie ihn spontan zu ihrem Ehrenpräsidenten
ernannte. Der "San Francisco Chronicle" nahm die kuriose
Geschichte zum Anlass am 1. März 1967 in dicken Lettern auf der
Titelseite zu drucken.
"Der grosse Knödelkrieg Luftwaffe ausgeliefert!"
Ganz oben auf der Titelseite war Helmut Winter mit seiner Knödelkanone
abgebildet.
Die "New York Times" titelte am gleichen Tag Knödel-Attacke
gegen Luftwaffe. Nachdem nun die ganze Welt die Geschichte
kannte, geschah das Unfassbare. Innerhalb kürzester Zeit erhielten
der Fliegerhorst den Befehl, die Einflugschneise nach Fürstenfeldbruck
zu ändern und Pasing nicht mehr zu überfliegen. Der Luftkampf
über Pasing war beendet.
Quelle Text und Bild
Münchner Knödelei |